Nachruf Prof. Dr. rer. nat. habil. Lutz Tobiska

Lutz Tobiska

Mit großer Betroffenheit nehmen wir Abschied von

 

Prof. Dr. rer. nat. habil. Lutz Tobiska, der am  Wochenende vor Ostern verstorben ist.

 

Prof. Tobiska war über Jahrzehnte eine prägende Persönlichkeit an der Fakultät für Mathematik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Nach seinem Mathematikstudium an der damaligen Technischen Hochschule Magdeburg (1969–1973) promovierte er 1977 zum Thema “Die asymptotische Lösung von Wärmeleitungsproblemen” und habilitierte sich 1984 mit einer Arbeit über singulär gestörte elliptische Randwertprobleme. 

 

Seine akademische Laufbahn führte ihn von der Position des wissenschaftlichen Assistenten über die des Hochschuldozenten zum ordentlichen Professor für Analysis. Seit 1990 war er Universitätsprofessor für Analysis an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und leitete das Institut für Analysis und Numerik. Internationale Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Kiew, Zürich, Cork, Pittsburgh, College Station, Peking und Denver. 

 

Prof. Tobiskas wissenschaftliches Werk ist beeindruckend:
 

Mit über 150 Publikationen leistete er einen bedeutenden Beitrag zur numerischen Mathematik. Seine Arbeiten, die vielfach zitiert wurden und als Grundlage für zahlreiche weiterführende Forschungen dienten, prägten insbesondere die Entwicklung auf den Gebieten der Finite-Elemente-Methoden, der Navier–Stokes-Gleichungen und der Konvektions-Diffusions-Probleme.

 

Ein besonderer Verdienst von Prof. Lutz Tobiska war die konsequente Weiterentwicklung der in den 1980er Jahren unter Herbert Goering begonnenen Forschung an numerischen Methoden für konvektionsdominierte Probleme. Nach seiner Berufung auf die Professur intensivierte er die Arbeiten auf diesem Gebiet maßgeblich und führte die Gruppe zu internationaler Sichtbarkeit. Viele seiner Schüler, die später selbst eine Professur erhielten, haben ihre Promotion auf einem Thema aus diesem Forschungsfeld abgeschlossen.

 

In den 1990er Jahren trieb Prof. Tobiska die Möglichkeiten paralleler numerischer Simulationen entscheidend voran, insbesondere durch zwei erfolgreiche Anträge zur Beschaffung von Parallelrechnern.

 

Neben seiner Forschung engagierte sich Prof. Tobiska stark in der akademischen Selbstverwaltung und Nachwuchsförderung. Er war Sprecher des Graduiertenkollegs “Modellierung, Berechnung und Identifikation mechanischer Systeme” (1992–2002) und Mitglied in mehreren DFG-Forschergruppen. Von 2004 bis 2012 leitete er das Fachkollegium Mathematik der DFG und war Mitherausgeber der Fachzeitschrift “Computational Methods in Applied Mathematics”. 

 

Als akademischer Lehrer betreute er zahlreiche Doktorandinnen und Doktoranden, von denen viele heute selbst in Forschung und Lehre tätig sind. Auch persönlich hat Prof. Tobiska die wissenschaftliche Laufbahn von seinen Schülerinnen und Schülern nachhaltig gefördert. Er ermöglichte die Mitarbeit in internationalen Kooperationen und stellte Kontakte her, die von großer Bedeutung für ihren weiteren wissenschaftlichen Weg waren. Seine Expertise, sein Engagement und seine menschliche Art werden uns sehr fehlen.

 

Wir trauern um Lutz Tobiska, dessen fachliche Arbeit und persönliches Wirken in unserer Fakultät unvergessen bleiben werden.

Letzte Änderung: 25.04.2025 -
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